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Was kostet ein halbes Jahr Weltreise?

Heiner

Als wir wieder zu Hause ankamen, liefen die Gespräche beinahe immer auch auf die Frage hinaus, was denn so eine Reise über ein halbes Jahr kostet. Da wir fleißig unsere Ausgaben vermerkt haben, können wir hier einen kleinen Überblick über die Kosten während unserer Auszeit geben und an was man alles denken muss, bevor es los gehen kann. Natürlich hat jeder ein anderes Budget zur Verfügung und andere Ansprüche an seinen Reisekomfort, so dass wir nur für uns sprechen können.


Als erstes muss die Auszeit natürlich mit dem Arbeitgeber abgestimmt werden (außer man kündigt oder ist hier anderweitig flexibel). Hier hatten wir beide schon ganz unterschiedliche Modelle. Sarah hat in den sechs Monaten vor der Reise Vollzeit gearbeitet, aber nur die Hälfte verdient, das halbe Gehalt aber auch während der Reise erhalten. Heiner nahm im ersten Monat der Reise seinen Jahresurlaub und wurde die anderen Monate mit unbezahltem Urlaub freigestellt. Beide Modelle funktionieren, wobei Sarah´s Variante den Vorteil hat, dass sie auch während der Reise gesetzlich kranken-, renten- und pflegeversichert ist. Auch der "Wiedereinstieg" in Deutschland läuft dadurch ohne bürokratischen Zusatzaufwand. Auf jeden Fall sollte eine schriftliche Einigung mit dem Arbeitgeber über die Bedingungen der Auszeit vorliegen.


Die ersten Kosten fallen dann bei den Reiseimpfungen im Vorfeld an. Wichtig ist hier sich rechtzeitig zu informieren, welche Impfungen für welche Region Sinn machen. Da zwischen den einzelnen Spritzen immer ein wenig Pause für den Körper eingeplant werden sollte, zieht sich die Prozedur doch über mehrere Wochen. Besonders die Tollwutimpfung erfordert hier etwas mehr Planung. Drei Spritzen müssen in einem bestimmten, taggenauen Abstand verabreicht werden. Insgesamt hatten wir für die Impfungen Kosten von ca. 400 Euro pro Nase. Allerdings übernimmt die Krankenkasse normalerweise 80% der Kosten, so dass wir ca. 80 Euro selbst übernehmen mussten. Zudem mussten wir vorab eine zusätzliche Auslandskrankenversicherung abschließen. Da die gesetzliche Versicherung bei längeren Aufenthalten nur innerhalb der EU greift, ist eine zusätzliche Auslandskrankenversicherung unabdingbar! Das machte für jeden ca. 175 Euro - damit war auch eine Versicherung in den USA inklusive, wo die Behandlungs- und Beitragskosten deutlich höher sind als in Asien.


Je nachdem wo es los gehen soll, muss dann meist der erste Flug gebucht werden. Da Südostasien ein perfektes Preis-Leistungsverhältnis bietet und der Tourismus relativ gut auf Backpacker eingestellt ist, starten wir in Singapur. Allerdings von Berlin aus! Wir sind ja flexibel und trotz Übernachtung am Flughafen und Anreise mit dem Zug, ist das Angebot immer noch deutlich günstiger als ein Flug von München oder Frankfurt aus. Daneben sind drei Nächte im Hostel in Singapur, das einzige was wir im Vorfeld buchen. Generell lassen sich Hotels und Transport in Südostasien relativ kurzfristig - oft am selben Tag - organisieren. Bei Flügen macht es kostentechnisch Sinn ein wenig früher dran zu sein. Gerade die längeren Flüge im späteren Verlauf unserer Reise, wie von Tokio nach Honolulu und von New York zurück nach Deutschland hatten wir zum Glück früher gebucht und dabei gespart.


Singapur ist nicht gerade als günstiges Reiseland bekannt. Da wir hier im Hostel übernachten, halten sich die Kosten aber in Grenzen. Zu zweit geben wir pro Tag ca. 90 Euro aus. Dies liegt auch am günstigen, aber leckeren Essen in den unzähligen Food Courts und vielen kostenfreien Attraktionen wie die Gardens by the Bay oder spektakulären Lightshows.



In Singapur ist zwischen absoluter High Class und Low Budget alles möglich. Teuerster Kostenpunkt ist unser Cocktail auf der Dachterrasse des Marina Bay Sands - stolze 20 Euro legen wir für ein Getränk inklusive phänomenalem Ausblick auf die Marina Bay hin.


In Malaysia können wir die Standards bei der Übernachtung zum Glück steigern, übernachten immer in einem Doppelzimmer und in Kuala Lumpur sogar in einem schicken Apartment mit Zugang zum Infinitypool im 48. Stock. Transport, Essen und Ausflüge sind auch sehr günstig. In Georgetown essen wir beispielsweise ein super leckeres Roti Canai mit zwei Kaffee zum Frühstück - Kostenpunkt 1,70 Euro. Pro Tag geben wir beide so nicht ganz 80 Euro pro Tag aus.


Auf Sumatra, wohin wir erneut per Flugzeug reisen, ist die Kostenlage relativ ähnlich . Unser Ausflug in den Dschungel zum Beobachten der Orang-Utans ist hier mit ungefähr 100 Euro pro Person der größte Kostenpunkt. Da die Distanzen auf der Insel sehr groß sind und wir nur zwei Wochen Zeit haben, sind hier die Kosten für Transport etwas höher, dafür übernachten wir einmal auch für 6 Euro im Doppelzimmer. Im Schnitt geben wir 74 Euro pro Tag aus.


Dasselbe zahlen wir auch in Thailand pro Tag. Hier sind wir ja mit unserem Freund Julian unterwegs und können uns zu dritt auch einmal ein Ferienhaus gönnen. Ein Highlight ist auch unsere Unterkunft in Chiang Mai. 33 Euro zahlen wir drei in einem super Hotel, inklusive Frühstück und einem Pool - unschlagbar! Bei beliebten Sehenswürdigkeiten wie dem Königspalast in Bangkok und dem Tempel Wat Pho werden wir dagegen ordentlich zur Kasse gebeten. Essen ist im ganzen Land super günstig und lecker. Am Ende der zwei Wochen Thailand haben wir vermutlich auch ein paar Pfund drauf gelegt - im Geldbeutel merken wir das nicht.




Danach geht es in das günstigste Land unserer Reise: Laos. Das liegt vor allem daran, dass wir uns hier viel Zeit lassen und insgesamt drei Wochen im Land bleiben. Da wir länger an denselben Orten bleiben, reduzieren sich natürlich die Kosten für den Transport. 55 Euro/Tag stehen am Ende in der Statistik. Wenn man bedenkt, dass wir drei Mal täglich ins Restaurant gehen, klingt das fast absurd.


Überraschend teuer ist dagegen Kambodscha. Angkor Wat und das Visum schlagen auf das Reisebudget, auch Essen ist wieder etwas teurer als noch in Laos. Der Standard unserer Unterkünfte ist aber sehr hoch, besonders in Siem Reap haben wir ein klasse Hotel! Bei 84 Euro für uns zwei am Tag, bleibt aber alles im Rahmen.


Vietnam ist wieder ein richtiger Preis-Leistungs-Sieger. Tolle Unterkünfte für wenig Geld, super leckeres Essen und auch die Eintritte zu verschiedenen Attraktionen sind relativ günstig. Beim Transport nehmen wir auch einige (sehr) lange Fahrten mit dem Bus auf uns, der Zug würde uns deutlich teurer kommen. Den nutzen wir deshalb nur ein einziges Mal. 65 Euro geben wir im letzten Land Südostasiens unserer Reise aus.






Damit endet der günstige Teil unserer Weltreise, denn in Südkorea erwartet uns ein anderes Preisniveau. Um dem entgegen zu wirken müssen wir bei den Unterkünften wieder ein paar Abstriche machen. Ein Zweibettzimmer im Hostel ist aber immer drin. So kostet dies in Seoul auch nur zwischen 30 und 40 Euro. Allerdings sollte man hier ein wenig früher dran sein, so viele Zimmer in dieser Preiskategorie bietet die südkoreanische Hauptstadt auch nicht.

Das Essen kostet in Restaurants ähnlich viel, wie in Deutschland, auf den vielen Essensmärkten, bekommt man aber auch leckeres Streetfood für wenig Geld. Der Ausflug zur demilitarisierten Zone ist bei den Attraktionen unsere größte Ausgabe, aber wann kann man schon einmal nach Nordkorea schauen? Auch der Transport ist erwartungsgemäß teurer als in Südostasien. Trotzdem geben wir in den zwei Wochen etwas weniger als 100 Euro am Tag aus.


Mit der Fähre geht es nach Japan und dort heißt es auch immer wieder, dass es ein sehr teures Land ist. Im Vergleich zu unseren anderen Reisezielen stimmt das, verglichen mit Deutschland sind die Preise aber im Rahmen. Besonders Essen gehen, ist meistens sehr günstig. Unsere größten Kostenpunkte sind der Besuch der Universal Studios (ca. 125 Euro), eine Fahrt mit dem japanischen Schnellzug "Shinkansen" (ca. 140 Euro) und ein All-you-can-eat Wagyubuffet (ca. 70 Euro). Man gönnt sich ja sonst nichts! Wir landen bei ca. 125 Euro am Tag.



Von Tokio bringt uns der Flieger zunächst nach Hawaii und dort schocken uns die Preise zu Beginn. Eine Packung Toastbrot 8 Euro, ein Glas Joghurt 6 Euro. Mehr als ein Sechsbettzimmer im Hostel (davon die erste Nacht sogar in verschiedenen Zimmern) ist hier auch nicht drin. Angekommen auf dem Festland wird es besonders in Kalifornien zur Ferienzeit nicht besser. Deshalb entscheiden wir uns kurzfristig, Zelt und Campingausrüstung zu kaufen und verzichten auf die teuren Hotels. Insgesamt 15 Nächte verbringen wir auf Campingplätzen der amerikanischen Nationalparks und trotzen Kälte und Bären. Dafür erleben wir unter Utahs Nachthimmel oder bei Kojotengeheul im Joshua Tree Park unvergessliche Momente. Ein super Deal ist dabei der "America the Beautiful" Pass. Mit diesem können der Käufer und alle Mitfahrer ein Jahr lang alle Nationalparks der USA für 80 Euro besichtigen. Wenn man bedenkt, dass der Eintritt für einen Nationalpark 30 Euro kostet, lohnt es sich bereits ab dem dritten Besuch! Kulinarisch geht es leider nicht mehr dreimal täglich ins Restaurant, sondern wir kochen uns meist leckeren Doseneintopf auf unserem Gasgrill. Dazwischen quartieren wir uns in günstigen Motels ein, um zwischendurch Wäsche und uns zu waschen. Auch in Las Vegas verzocken wir zum Glück nicht unsere Reisekasse. Die größte Ausgabe ist unser Mietwagen, den wir für einen Monat fahren. Immerhin der Sprit ist günstig! Trotz der Nächte im Zelt zahlen wir beinahe 170 Euro pro Tag.


Losgelöst von den einzelnen Ländern haben wir noch Ausgaben für insgesamt elf Flüge (ja unsere CO2-Bilanz war 2023 suboptimal) und die Fährfahrt zwischen Südkorea und Japan. Fein säuberlich aufgeschlüsselt in Kategorien verteilen sich unsere Kosten auf:


  • Unterkünfte: 5550 Euro

  • Transport: 4250 Euro

  • Flüge: 3490 Euro

  • Restaurants: 3385 Euro

  • Einkäufe: 1145 Euro

  • Aktivitäten und Sehenswürdigkeiten: 2270 Euro

  • Drinks und Cafes: 1190 Euro

  • Shopping: 105 Euro

  • Wäsche und Gebühren: 625 Euro


Damit landen wir für 179 Tage Reise bei ziemlich genau 22.000 Euro für uns beide. Ganz gut, wie wir finden! Sicherlich wäre es an der ein oder anderen Stelle noch günstiger gegangen, aber so hatten wir nie das Gefühl auf irgendwas zu verzichten und haben uns so gut wie überall sehr wohl gefühlt. Am Ende lässt sich das halbe Jahr eh nicht mit Geld aufwiegen!



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