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Seoul - die hypermoderne Metropole Südkoreas

Heiner

Auf geht's in eine neue Region dieser schönen Welt! Wir verlassen Südostasien mit dem Flieger und landen in Südkorea, genauer gesagt in Incheon. Die Stadt im Nordwesten Südkoreas grenzt direkt an die Millionenstadt Seoul. Ist trotz ihrer bescheidenen drei Millionen Einwohner, bei uns zu Lande kaum bekannt. Mit der U-Bahn geht es direkt nach Seoul und wir kommen vormittags an unserem Hostel in einem eher zentralasiatisch geprägten Viertel der Hauptstadt an. Zum Glück ist unser Zimmer in einem Hostel schon bereit zum Einzug und wir können den durch unseren Nachtflug fehlenden Schlaf nachholen.

Erholt geht es dann auf Erkundungstour durch unser Stadtviertel Dongdaemun. Uns fällt schnell auf, dass für eine Metropole wie Seoul, immerhin circa 22 Millionen Einwohner, verhältnismäßig wenig auf den Straßen los ist. Warum dem so ist, erfahren wir erst am nächsten Tag. Wir sind auf jeden Fall hungrig und kehren in ein zünftiges südkoreanisches Lokal ein. Dort können wir auf Grund unserer fehlenden Kenntnisse der koreanischen Sprache leider die Speisekarte nicht entziffern und auch die Kellner sprechen kein Englisch. Unsere Kellnerin deutet auf ein Bild in der Karte und wir verlassen uns auf ihre Empfehlung. Serviert wird Gamja Tang, ein Eintopf mit Schweinefleisch, Kartoffeln und Sesamblättern - koreanische Hausmannskost.

Der nächste Morgen bringt leider Regen mit sich und wir suchen uns eine Indooraktivität. Im Komplex der COEX-Mall befindet sich ein riesiges Aquarium, dort wollen wir hin. Leider ist es aber gar nicht so leicht sich in Südkorea zu orientieren. Durch den anhaltenden Kriegszustand mit Nordkorea, werden keine Daten an ausländische Unternehmen verkauft und so lässt sich Google Maps nicht nutzen. Nach etwas Recherche und der Installation des südkoreanischen Pendants, begeben wir uns in Seouls Untergrund. Nicht nur die U-Bahnen verkehren hier, hier befindet sich eine komplette Parallelwelt und wir wissen jetzt auch, wo sich die ganzen Leute aufhalten. Unter der Erde sind riesige Shoppingcenter zu finden, auch Restaurants, Bars, oder einfach nur kilometerlange Verbindungen zwischen U-Bahnhöfen erstrecken sich fernab jeglichen Tageslichts. Hier tummelt sich Seouls Bevölkerung!

Wir erreichen schließlich die COEX-Mall und sind erst mal baff. Ein endlos verzweigtes Tunnelsystem mit Läden sämtlicher Topmarken erwartet uns. Aber nicht nur das, ein Kongresszentrum, Co-Working Spaces, das Aquarium und noch vieles mehr. Das Highlight ist aber sicher die Bibliothek im Zentrum der Mall.


Im Aquarium tauchen wir in die bunte und vielfältige Unterwasserwelt ein. Neben tropischen und regionalen Fischen können wir vor Ort auch die südamerikanischen Arapaima, sowie zahlreiche Hai- und Rochenarten bestaunen. Pünktlich zur Fütterungszeit sind wir mit dabei, als das Krokodil mit riesigen Fleischstücken über eine Greifzange versorgt wird. Wie froh sind wir da, dass zwischen Tier und Mensch eine dicke Glasscheibe wacht. Die braucht es insbesondere bei der Fütterung der Zitteraale. Rund 700-800 Volt bringen die Tiere dabei aufs Messgerät.

Nach dieser Exkursion in die Tierwelt, bessert sich auch das Wetter wieder und wir steuern das Rathaus in Seoul an. Dort startet unsere Free Walking Tour. Unser Guide, ein südkoreanischer Student, erzählt uns, dass der neumodische Glaskomplex, in dem heute die Stadtverwaltung sitzt, direkt hinter das ehemalige Rathausgebäude gebaut wurde. Symbolisch in der angedeuten Form einer Welle, das das frühere Rathaus sozusagen überrollen kann, denn der frühere Komplex wurde jahrelang von den Japanern genutzt.


Dazu muss man wissen, dass Südkorea Anfang des 20. Jahrhunderts unter japanische Herrschaft geriet und rund vierzig Jahre als Kolonie Japans galt. Die Feindschaft zwischen den beiden Ländern ist heute beigelegt, doch gerade in der älteren Generation ist das Zerwürfnis teilweise immer noch nicht überwunden, erzählt uns unser Guide.

Zusammen mit ihm laufen wir die wichtigsten Sehenswürdigkeiten im Zentrum ab und lernen dabei einiges über die Geschichte, aber auch über das Leben in der Millionenmetropole. So erfahren wir, dass in Südkorea eine extrem hohe Arbeitsmoral herrscht, die jedoch ihre Kehrseiten hat. Wochenarbeitszeiten von 50-60 Stunden, kaum Urlaubstage und Schüler, die bis nach Mitternacht ihre Hausaufgaben erledigen müssen, sind hier an der Tagesordnung. Durch diesen hohen Leistungsdruck lässt sich zumindest teilweise erklären, warum Südkorea die weltweit höchste Selbstmordrate aufweist. Zum Glück kommen wir schnell wieder auf angenehmere Themen und passieren die Statue von König Sejong dem Großen, der das koreanische Alphabet erfunden hat.

Anschließend halten wir im Jonggak-Viertel, einem beliebten Ausgeh- und Restaurantviertel im Zentrum Seouls. Klar, dass wir dort eine der südkoreanischen Spezialitäten, frittiertes Hähnchen, probieren werden.

Am nächsten Tag sind wir schon früh auf den Beinen, denn wir wollen das Bukchon Hanok Village erkunden, dessen Dorf alte traditionelle Häuser aus dem 14. Jahrhundert aufweist. Viele Touristen kleiden sich hier in den traditionellen, koreanischen Gewändern - Hanbok genannt.


Danach zieht es uns zum Gwangjang Market, einem riesigen Streetfood-Markt, auf dem wir unter anderem einen Kimchi-Pancake und Kimchi-Dumplings probieren.


Gestärkt laufen wir entlang der Promenade des Cheonggyecheon, einem künstlich angelegten Fluss mitten durch die pulsierende Innenstadt, zur Dongdaemun Design Plaza.

Der futuristisch anmutende Komplex bietet Räumlichkeiten für Ausstellungen, Gastronomie und Verkaufsstände. Was von außen imposant wirkt, entpuppt sich im Inneren aber für uns als eine kleine Enttäuschung - viel geboten ist hier nicht, ein Rundgang um die Design Plaza ist jedoch trotzdem sehenswert.


Weiter südlich des Stadtteils Dongdaemun beginnt der Namsan-Park. Auf einer Fläche von etwa drei Quadratkilometern erstreckt sich diese grüne Lunge Seouls, dessen Mittelpunkt der Gipfel des 265 Meter hohen Berges Namsan bildet. Auf dessen Spitze thront der N Seoul Tower, Fernsehturm und zugleich bester Aussichtspunkt auf die Hauptstadt. Vom Fuße des Fernsehturms aus sehen wir bis zum Horizont nur Gebäudekomplexe und dichte Besiedelung - hier oben wird einem der Begriff Megametropole erst so richtig vor Augen geführt.


Am Tag darauf haben wir eine Tour in die demilitarisierte Zone an der Grenze zu Nordkorea, kurz DMZ, gebucht. Mit einem leicht beklemmenden Gefühl fahren wir immer weiter gen Norden. Die DMZ wurde nach dem Koreakrieg im Jahre 1953 errichtet und verläuft quer über die koreanische Halbinsel. Die Zone ist ungefähr vier Kilometer breit, in ihrer Mitte befindet sich die Demarkationslinie, die eigentliche Grenze zwischen Nord- und Südkorea. Jegliche Grenzüberquerung ist strikt verboten und kann mit dem Leben bezahlt werden.

Kurz vor Abfahrt unserer Tour lesen wir in den internationalen Medien, dass ein US-Soldat illegal nach Nordkorea geflohen ist, scheinbar saß er bereits in Südkorea wegen Körperverletzung im Gefängnis. Ein Vorfall, der natürlich auch nicht an unserem Tourguide vorbeigegangen ist. Dieser erklärt uns, dass eine solche Grenzüberquerung sehr selten passiert und in den wenigsten Fällen die Flüchtlinge jemals wieder gesehen werden. Überraschenderweise erfahren wir rund zwei Monate später in den Nachrichten, dass der Soldat von Nordkorea ausgewiesen wurde.

Mit dieser Geschichte im Hinterkopf lassen wir Seoul hinter uns und steuern die DMZ an. Um in dieses Gebiet zu gelangen, muss man eine geführte Tour besuchen. Auf eigene Faust geht es nur bis in die circa zehn Kilometer entfernten Stadt Paju.

Unser erster Halt auf der Tour ist der Imjingak-Park, südlich des Flusses Imjin. Er verdeutlicht die traurigen Folgen der Teilung Koreas: Menschen, die nicht mehr in ihre Heimat zurückkehren könnten, Familien, die getrennt wurden und teilweise bis heute nichts über den Verbleib ihrer Angehörigen wissen.

Auf dem Gelände befindet sich die Bridge of Freedom, die Freiheitsbrücke, sie gilt als Zeichen der Hoffnung. Hier kam es wenige Male zum Austausch von Gefangenen zwischen Nord- und Südkorea.


Vorbei an einem Grenzposten, wo uns ein Grenzbeamter auf unsere Pässe kontrolliert, gelangen wir nun in die vom Militär beherrschte DMZ. Unser nächster Stopp ist eine Aussichtsplattform, von wo aus wir mit dem Fernrohr nach Nordkorea "rüberschauen" können.


Schon irgendwie surreal, dass wir nur wenige Kilometer entfernt Fußgänger und Fahrradfahrer auf nordkoreanischer Seite beobachten können. Es scheint wie ein ganz normales Leben, und doch ist Nordkorea das meistisolierteste Land auf der Welt.

Stopp Nummer drei führt uns zum dritten Angriffstunnel. Er ist einer von ehemals vier geheimen Angriffstunneln, die von Nordkorea aus in Richtung Südkorea gegraben wurden. Der 1978 entdeckte Tunnel ist heute für touristische Besichtigungen geöffnet, fotografieren ist im Inneren des 1635 Meter langen Tunnels aber verboten. Der Weg in Richtung Norden wurde verbarrikadiert, nur ein Gitterfenster lässt den Weg nach Nordkorea erahnen.

Wie sehr Nord- und Südkorea sowohl in politischer, sozialer als auch kultureller Hinsicht gespalten sind, wird uns spätestens auf dieser Tour klar. Doch scheint zumindest von Seiten Südkoreas die Möglichkeit einer Wiedervereinigung nicht ausgeschlossen - glaubt man den kleinen propagandaähnlichen Filmchen, die im Besucherzentrum des DMZs gezeigt werden. Unser Tourguide ist sicher: Eine Wiedervereinigung Koreas wird er nicht mehr erleben.

Wieder zurück in Seoul machen wir uns auf die Suche nach einem koreanischen Restaurant - auch um diesen einmaligen und zum Teil bestürzenden Ausflug nochmal Revue passieren zu lassen. Wir werden um die Ecke unserer Unterkunft fündig und probieren zum ersten mal ein koreanisches Barbecue. Dabei ist direkt in unserem Tisch ein Grill eingelassen, auf dem wir unser Fleisch selbst zubereiten können. Angestoßen wird mit Soju, dem beliebtesten Reisschnaps Koreas!


Tags darauf heißt es wieder Unterkunft wechseln. Bereits zum zweiten Mal innerhalb von fünf Tagen müssen wir unser Nachtquartier neu aufschlagen. Da wir unsere erste Unterkunft nur für drei Nächte gebucht hatten und eine Verlängerung nicht möglich war, mussten wir umziehen. Eine ziemliche Herausforderung, so kurzfristig ein zentrales und noch dazu preiswertes Zimmer zu finden. Aber wir landen einen Treffer!

Als dann die Buchung storniert wird und uns das bei der folgenden Buchung nochmal passiert, ist die Stimmung ziemlich im Keller. Zwei Stunden, ein Mittagessen und ein Kaffee später haben wir endlich ein Dach über dem Kopf ist sind restlos platt.

Ausgeruht machen wir einen Abstecher zum naheliegenden Changdeokgung Palace, einer von fünf erhaltenen Königspalästen aus der Joseon-Dynastie. Der Palast, der 1405 erbaut wurde, zählt heute zum UNESCO-Kulturerbe. Während der japanischen Invasion Ende des 16. Jahrhunderts wurde der Palast vollständig zerstört und diente nach dem Wiederaufbau fast 270 Jahre als königliche Residenz und Sitz der Regierung.

Wir tauschen traditionelle Prachtbauten gegen hochmoderne Hochhäuser ein - denn im Süden Seoul steht der höchste Wolkenkratzer Südkoreas: der Lotte World Tower.

Mit sagenhaften 555 Metern ragt er zwischen den Stahlbauten hervor und ist integriert in den riesigen Lotte-Komplex.


Eine Shoppingmall, ausgefallene Cafés, eine Indoor-Schlittschuhbahn und ein Kindervergnügungspark - all das ist unter einem Dach vereint. Nur wenige hundert Meter entfernt und selbstverständlich auch Teil der Lotte World, liegt im angrenzenden See zwischen Achterbahnen und dem bekannten Dornröschenschloss das südkoreanische Pendant zu Disneyland.


Seoul ist einfach Wahnsinn - und das in vielerlei Hinsicht: ein Meer aus gigantischen Hochhäusern, eine Parallelwelt unter der Erde, riesige Shoppingmalls, in denen wir uns fast verlaufen und dazu die aufregende koreanische Küche! Seoul ist für uns wohl eine der besten Metropolen, denn auch wenn hier Millionen Menschen leben, ist die Stadt unglaublich sauber, versprüht keine Hektik und offenbart an vielen Ecken grüne Oasen!




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