Von der Millionenmetropole Ho-Chi-Minh-City im Süden Vietnams fliegen wir weiter in das Zentrum des Landes, in die Küstenstadt Da Nang. Hier fällt uns sofort ein wesentlicher Unterschied auf: der Verkehr ist deutlich gemäßigter als in Ho-Chi-Minh-Stadt, wenngleich Da Nang ebenfalls ein Meer aus Hotelhochhäusern und Restaurants beherbergt.
Nach unserer Ankunft zieht es uns erst mal an den Strand, der glücklicherweise nur wenige Gehminuten von unserer Unterkunft entfernt liegt. Nicht einmal zehn Minuten liegen wir am Strand und haben uns einmal im lauwarmen Meerwasser abgekühlt, da verdunkelt sich schlagartig hinter uns der Himmel und innerhalb kürzester Zeit regnet es wie aus Eimern. Wohlgemerkt, in Vietnam herrscht während unseres Aufenthalts Regenzeit, plötzliche Wetterumschwünge gepaart mit heftigen Regenschauern sind hier völlig normal. Also überbrücken wir den Regenguss im nächstgelegenen Café.
Nachdem es wieder aufgeklart hat, präsentiert sich uns ein Regenbogen am Himmel.
Den restlichen Tag verbringen wir unter Palmen und beobachten das rege Treiben am Strandufer. Hunderte Vietnamesen stürzen sich in die Fluten des Meeres oder probieren sich beim Paragliding. Schier endlos zieht sich der Strand entlang der Skyline Da Nangs - besonders aus der Ferne werden die Dimensionen dieser vietnamesischen Küstenstadt deutlich.
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Darum machen wir uns am darauffolgenden Tag mit dem Mietroller auf den Weg zur vorgelagerten Halbinsel Son Tra. Bereits von Weitem sticht im Norden die Statue des Lady Buddhas hervor, sie gilt mit ihren 67 Metern als die größte Buddha-Statue Vietnams.
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Wir düsen die spektakuläre Küstenstraße entlang, ein kurzer Fotostopp, dann geht's in die entgegen gesetzte Richtung weiter.
Denn im Süden Da Nangs wartet das nächste Highlight auf uns: die Marble Mountains, zu deutsch "Marmorberge". Eingebettet in das dicht besiedelte Stadtgebiet Da Nangs ragen fünf gigantische Kalksteinhügel empor, die nach den fünf Elementen der östlichen Philosophie Wasser, Holz, Feuer, Erde und Metall benannt wurden. Einer dieser Berge ist für Touristen zugänglich.
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Neben Höhlen, Tunneln und einer fantastischen Aussicht sind in und auf dem Karstfelsen ebenfalls Pagoden und religiöse Gedenkstätten beheimatet.
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Bei dem intensiven Kulturprogramm knurrt uns schon bald der Magen und wir halten nach vielversprechenden Restaurants Ausschau. Dabei ist Da Nang als Küstenstadt natürlich prädestiniert für Meeresfrüchte - und die können sich Feinschmecker sogar selbst aussuchen, bevor sie auf dem Tisch serviert werden. Aquarien mit Muscheln, Hummern, Krebsen, Aalen, Barschen und vielem mehr reihen sich vor den Restaurants aneinander.
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Solch ein Essen kostet seinen entsprechenden Preis, der weit über unserem Budget liegt. Zum Glück gibt es aber in Vietnam viele kostengünstige Nudelgerichte, die fast an jeder Straßenecke verkauft werden.
Nach diesem erlebnisreichen Tag denken wir gar nicht erst an ausruhen, sondern stürzen uns am Abend mitten ins Getümmel. Genau an diesem Wochenende steht in Da Nang ein riesiges Summer Open Air Festival an, das von einer vietnamesischen Biermarke organisiert wird und über mehrere Wochen landesweit stattfindet - und das bei freiem Eintritt! Die überdimensionale Bühne, die direkt an der Strandpromenade platziert wurde lockt mit seiner überdimensionalen Bildfläche und wummernden Bässen tausende, vor allem junge, Vietnamesen an den Strand. Auch wir wollen uns dieses Spektakel ansehen und uns einen Eindruck von der vietnamesischen Pop-Musik verschaffen. Jedoch stellen wir bald ernüchternd fest, dass der heißumjubelte Sänger nicht mehr als ein paar schiefe „Yeahs“ und „Put your hands up“ in die Menge grölen kann. Uns reißt dieses Konzert nicht mit, ein einmaliges Erlebnis war es aber allemal.
Kaum dass wir abseits des Festivalgeländes laufen, passieren wir hunderte, ja schon gar tausende Roller. Dicht an dicht parken sie entlang der Hauptstraße und wir fragen uns nur: wie kommt man da überhaupt mit seinem Fahrzeug wieder raus?
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Geduld ist wohl hier die Devise! Generell braucht das in Da Nang an diesem Abend jeder, der mit einem fahrbaren Untersatz auf den dicht gedrängten Straßen unterwegs ist. Scheinbar jeder Bewohner und Tourist taucht an diesem Abend in das Nachtleben der Küstenstadt ein. Bei einem überaus vielseitigen Nachtmarkt mit Seafood-Platten, Süßigkeitenständen, Souvenir-Shops und zahlreichen gefälschten Designerläden ist das nur verständlich. Zudem wartet um Punkt 21 Uhr ein ganz besonderes Highlight auf alle fotoknipsenden Touris. Dann erwacht nämlich die Dragon Bridge zum Leben.
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Die als liegender Drache gestaltete Brücke spuckt um diese Zeit mehrmals Feuer, bevor sie die Zuschauer mit einer Regendusche erfrischt. Beinahe hundert Meter vom Drachenkopf entfernt spüren wir noch immer die Hitze der Stichflamme. Auch wenn die Feuer-Wassershow leider nach ein paar Minuten wieder vorbei ist, war es doch absolut sehenswert!
Unser nächstes Ziel ist Hoi An, ein kleines Städtchen, ca. 20 Kilometer von Da Nang entfernt. Hoi An war früher die größte Hafenstadt Südostasiens, heute gilt sie als „schönste Stadt Vietnams“, glaubt man den zahlreichen Reiseblogs, die wir in Vorbereitung auf unseren Aufenthalt in Vietnam gelesen haben. Von unserer neuen Unterkunft in Hoi An werden wir direkt am Hotel in Da Nang von einem persönlichen Fahrer abgeholt und bis vor die Haustüre kutschiert - was für ein Service!
Beim anschließenden Spaziergang durch die Altstadt lernen wir bald den Charme Hoi Ans kennen: Häuser im Stilmix aus französischer, japanischer und chinesischer Architektur, schmale Gassen und bunte Lampions sind das Markenzeichen des Fischerdörfchens.
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Mit der untergehenden Sonne beginnen die vielen Lampions zu leuchten - das ist das eigentliche Highlight Hoi Ans. Längst ist der Besuch dieser Stadt kein Geheimtipp mehr, sodass sich bereits am frühen Abend tausende Besucher in der Altstadt tummeln. Unter ihnen sind auch einige Kinder, die laut dem Aufdruck ihres grellgelben T-Shirts einer englischen Schule angehören. Sie sprechen uns völlig unerschrocken auf englisch an und so unterhalten wir uns unter anderem über die Lieblingsgerichte und -sportarten der jungen Schüler. Wir sind richtig begeistert, mit welcher Offenheit die höchstens 12-jährigen Kinder auf unbekannte Touristen zugehen und in ein Gespräch verwickeln.
Je später der Abend wird, desto voller werden die kleinen Gassen Hoi Ans. Gemütliches Schlendern in ruhiger Atmosphäre können wir hier vergessen, das kleine Fischerdorf wird fast schon überrannt und erdrückt durch die nicht enden wollenden Touristenmassen.
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So sind wir auch nicht traurig, dass wir bereits am nächsten Tag wieder zurück nach Da Nang fahren, um von dort mit dem Zug unser nächstes Ziel zu erreichen.
Die Strecke zwischen Da Nang und dem nördlich gelegenen Hue ist wohl besser bekannt unter dem Namen "Wolkenpass". Dieser Abschnitt bildet die Wetterscheide zwischen Nord- und Südvietnam. Bis auf maximal 500 Höhenmeter zuckelt unser Zug hinauf, währenddessen zieht das türkisblaue Meer und die schroffe Felsküste langsam an uns vorbei.
Nach zweieinhalb Stunden fährt unser Zug im Bahnhof von Hue ein. Hue ist die alte Haupt- und Kaiserstadt Vietnams. Davon zeugt die bis heute erhaltene Zitadelle, eine riesige Palastanlage, in der von 1802 bis 1945 der Kaiser aus der Nguyen-Dynastie residierte.
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Höhepunkt des Rundgangs durch das Anwesen ist die sogenannte "Verbotene Stadt" - dieser Teil des Palastes war ausschließlich den Mitgliedern der Kaiserfamilie vorenthalten, dem einfachen Volk war der Zutritt verwehrt. Übrigens gab es das bereits im chinesischen Kaiserreich, der Palast in Peking diente somit als Vorbild für die vietnamesische Zitadelle. Neben der "Verbotenen Stadt" befinden sich auf dem Gelände auch ein eigenes Theaterspielhaus, sowie ein umfangreicher Bonsai-Garten.
Im Rahmen des Vietnamkrieges wurde die Zitadelle stark beschädigt. Dank aufwändiger Restaurierungsarbeiten ist das heutige UNESCO-Weltkulturerbe ein wahrer Besuchermagnet in der historischen Kaiserstadt.
Unser nächstes Ziel liegt etwas außerhalb von Hue, also heißt es am darauffolgenden Tag: Roller ausleihen, Google Maps starten und los geht's. Wir wollen nämlich zu einem der bekanntesten Lost Places in Vietnam - einem verlassenen Wasserpark. Denn dort thront noch immer ein meterhoher Steindrache mitten auf einem See, dessen Farbe schon abgeblättert, die darunter liegende Glaskuppel durchlöchert und dessen Anblick eine schaurige Atmosphäre versprüht.
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Ganz anders sah es hier noch vor rund zwanzig Jahren aus. Für knapp drei Millionen Dollar wurde 2004 der kostspielige Wasserpark mit Rutschen, Pools, einer Wassershowarena und Aquarien erbaut. Wenige Jahre später musste die Anlage wegen ausbleibender Einnahmen wieder schließen.
Gerade auf Social-Media-Plattformen wie Instagram erlebt der einstige Wasserpark jetzt eine Renaissance. So wundert es uns nicht, dass wir an diesem Vormittag nicht die einzigen Touristen sind, die von diesem furchteinflößenden Drachen ein Foto schießen wollen.
Zurück auf dem Roller passieren wir den Parfüm-Fluss und steuern zur Chua Thien Mu Pagode. Die überschaubare Tempelanlage ist unser letzter Stopp, bevor wir den Tag gemütlich ausklingen und uns gedanklich schon auf unsere nächste Stadt - Ninh Binh - vorbereiten. Vor uns stehen acht Stunden im Nachtbus - jippie!!
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