Wer nach Thailand reist, kommt nicht an einem Besuch in Chiang Mai vorbei. Die größte Stadt im hohen bergigen Norden des Landes beheimatet mehrere hundert Tempelanlagen, feinste Thai-Küche und ein lebendiges Nachtleben. Beste Voraussetzungen also für einen gelungenen Aufenthalt - doch Anfang April machte die Stadt international negative Schlagzeilen: Aufgrund der im Frühjahr massiv einsetzenden Brandrodungen galt Chiang Mai kurzzeitig als die Stadt mit der höchsten Luftverschmutzung weltweit. Gerade auf Aussichtspunkten sei die Sicht durch den Rauch extrem schlecht, ganz zu schweigen von den gesundheitlichen Risiken, die eine derartige Luftverschmutzung birgt. Mit diesen Informationen im Hinterkopf reisen wir mit gemischten Erwartungen in Thailands Norden.
Vom Flugzeug aus können wir nur unter einem diesigen Schleier die Millionenstadt erahnen. Sobald wir den Flughafen verlassen, empfangen uns mit 37 Grad Außentemperatur saunaartige Zustände, die sich in der knallen Mittagssonne eher wie 40 Grad anfühlen. Also nix wie ins Hotel und abkühlen! Mit dem Crew Hotel, das nur zehn Gehminuten von der Altstadt entfernt ist, finden wir eine für thailändische Verhältnisse durchaus luxuriöse, aber immer noch preiswerte Unterkunft, die pro Nacht und Nase nur 12 € kostet. Inklusive täglich wechselndem Frühstücksbuffet und einem Pool lässt es sich hier für vier Nächte ganz gut aushalten.
Um keinen Hitzschlag zu erleiden, geht es erst zur untergehenden Sonne wieder auf die Straßen Chiang Mais. Dann nämlich erwacht die Stadt so richtig zum Leben. Dutzende Restaurants mit authentisch thailändischer Küche, gepaart mit westlichem Einrichtungsstil reihen sich in der fußläufigen Altstadt aneinander, ebenso wie hippe Bars und Kneipen. Uns zieht es auf eine der vielen Nachtmärkte, die ab 18 Uhr ihre Tore für hungrige Besucher öffnen. Von Padthai über gegrillte Fleischspieße bis hin zu süßen Rotis (ähnlich den deutschen Pfannkuchen, nur viel viel dünner) gibt es alles, was das Herz begehrt.
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Bei einem Chang-Bier mit beschwingter Reggae-Live-Musik lassen wir den Abend ausklingen. Sobald wir den Blick durch die angrenzenden Bars schweifen lassen, fallen uns die vielen leicht grauhaarigen, männlichen Europäer auf, die in Begleitung einer deutlich jüngeren Thai-Frau erscheinen. Ob es sich dabei wirklich um Liebe handelt oder um ein bezahltes Arrangement auf Zeit sei mal dahingestellt.
Den nächsten Tag gehen wir ruhiger an, schließlich muss die Wäsche mal wieder gewaschen und die Reise weiter organisiert werden. Abends machen wir uns auf den Weg zum Wat Chedi Luang. Dort findet in diesen Tag das Inthakin Festival statt. Acht Tage lang wird rund um die große Tempelanlage bei Essen, Trinken und traditioneller Musik und Tänzen die Verehrung der Stadtsäule zelebriert. Dabei legen die Thailänder auch Opferbeigaben, wie Blumen und Wasser, nieder. Für uns ein spannendes Erlebnis und ein toller Einblick in Thailands Kultur.
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Chiang Mai lockt aber nicht nur wegen seiner kulinarischen und kulturellen Vielfalt viele Besucher an, sondern insbesondere wegen den vielen Elefantenparks, die sich rund um die Stadt angesiedelt haben. Die Tiere haben sich zu einer Art Symbol für das Land etabliert, überall finden sich Souvenirs und Kleidungsstücke, die mit Elefantenmotiven versehen sind. Das Geschäft rund um den Elefantenhype boomt, doch wirklich freilebende Elefanten gibt es nur noch vereinzelt in Thailand. Umso größer ist die Zahl der sogenannten "Elephant Sanctuaries", die geretteten Elefanten unter der Aufsicht von Rangern ein neues Zuhause geben - und das natürlich entsprechend touristisch vermarkten. Bereits zu Beginn unserer Reise stand fest, dass wir während der Thailand-Rundreise diese grauen Giganten einmal hautnah sehen möchten. Doch einen passenden, tierfreundlichen Anbieter unter den Dutzenden Elephant Sanctuaries zu finden, gestaltet sich als schwierig. Nach langem Hin und Her buchen wir schließlich eine Halbtagestour, die uns vom Hotel empfohlen wird.
Am vereinbarten Tag werden wir morgens um acht Uhr mit einem Minibus an unserem Hotel abgeholt und wir fahren eineinhalb Stunden in den Süden zum Doi Inthanon Nationalpark. Dort angekommen warten vier Elefanten auf uns, die von Tierpflegern aus der Region betreut werden. Mit einer Tasche voll mundgerechter Zuckerrohrstücke machen wir Bekanntschaft mit den Tieren und lernen dabei, dass die Elefanten täglich etwa 10 Prozent ihres Körpergewichts zu sich nehmen. Übrigens, ein ausgewachsener asiatischer Elefant wiegt bis zu 4 Tonnen! Futtern gehört damit zu ihren wichtigsten Aktivitäten! Und sobald unsere Taschen leer sind, sind wir für die grauen Kollosse auch nicht mehr interessant.
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Vor Ort erfahren wir, dass alle Elefanten, die hier gehalten werden, früher sehr schlecht behandelt wurden. Elefanten galten lange Zeit als Lastentiere und auch für touristische Zwecke wurden sie oft beritten, was auf Dauer gesundheitliche Schäden bei den Tieren verursachen kann. Für eine Million thailändische Baht, umgerechnet rund 20.000 Euro, haben die Pfleger diese Elefanten aus ihren früheren Lebensverhältnissen aufgekauft und kümmern sich täglich um die Tiere. Wohlgemerkt sind es nur weibliche Elefanten, die zusammen gehalten werden, denn ihre männlichen Artgenossen sind weitaus aggressiver und schwieriger in der gemeinschaftlichen Haltung.
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Zum Abschluss dürfen wir mit Elefanten im naheliegenden Bach noch ausgiebig baden und bekommen sogar eine Dusche nach Elefanten-Art! Einmal von dem Rüssel dieser tierischen Giganten nass gespritzt zu werden, ist schon eine außergewöhnliche Erfahrung!
Tags darauf leihen wir uns wieder Roller aus, denn wir wollen die 120 Kilometer lange Samoeng-Rundtour machen. Der erste Haltepunkt ist dabei fast schon traditionell ein Tempel. Der Wat Phra That Doi Kham thront direkt vor den Toren Chiang Mais auf einer Anhöhe. Von hier aus herrscht beste Sicht auf die Großstadt und über uns wacht eine 17 Meter hohe, sitzende Buddha-Statue.
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Die Straße führt malerisch weiter durch einige Bergtäler und wir biegen zur Halbzeit der Strecke ab.
Hier wartet die Mae Sap Cave auf uns, bzw. vier Höhlen wie wir beim Eintreffen festellen. Dabei unterscheiden sich alle in Form, Farbe und Lichtverhältnissen, gleich die erste ist aber die spektakulärste. Ausgestattet mit Helm und Kopflampe betreten wir die komplett dunkle Höhle und fühlen uns kurzzeitig wie Höhlenforscher. Der Nervenkitzel nimmt noch zu, als sich ein riesiger Schwarm von Fledermäusen von der Decke löst und es um uns herum wild flattert.
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Nach diesem Abenteuer sagt ein Blick auf die Uhr, dass bald Kuchenzeit ist und so steuern wir im weiteren Streckenverlauf ein Restaurant an. Was uns hier erwartet, war uns bei der Recherche nicht klar: Das Restaurant entpuppt sich als luxuriöses Resort, wo wir erst mal am Eingang mit dem Auto abgeholt und zum Restaurant gebracht werden. Nach dieser süßen Stärkung vergehen auch die letzten Kilometer bis zur Unterkunft wie im Flug.
Ein letztes Mal stürzen wir uns abends in das Getümmel Chiang Mais, bevor wir auch dieser Stadt wieder "Auf Wiedersehen" sagen und wir unsere Reise nach Chiang Rai fortsetzen.
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