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Auf der Suche nach Orang-Utans in Sumatra

Heiner

Aktualisiert: 14. Mai 2023

Vom Penang Airport aus starten wir in das dritte Land unserer Auszeit: Indonesien. Das Ziel ist Sumatra, hier wollen wir in einem der letzten Habitate Orang-Utans in freier Wildbahn erleben.  Eigentlich wollten wir per Fähre über die Straße von Malakka auf die indonesische Insel, welche ungefähr die Größe von Schweden hat, übersetzen. Doch leider wurden hier sämtliche Verbindungen von Penang nach Sumatra eingestellt. Unser Flugzeug landet in Medan, der größten Stadt auf Sumatra, welche nach ersten Recherchen ca. 2,5 Millionen Einwohner hat. Dass dies nicht stimmen kann, ist uns bei der Fahrt zu unserer Unterkunft schnell klar. Hier ist der Verkehr nochmal ein ganz anderes Level als in Malaysia und Locals gehen eher von bis zu 10 Millionen Einwohner aus. Die Stadt ist laut, voll und an den Straßenseiten stapelt sich der Müll. Außer ein paar Moscheen hat die Stadt wenig zu bieten und wir sind froh, nur eine Nacht in Medan zu verbringen. Das einzige Highlight ist unser erster Besuch in einem Padang-Restaurant. Hier bekommen wir verschiedene Gerichte ohne Bestellung auf den Tisch gestellt und können frei wählen. Bezahlt wird nur was gegessen wird.

Weiter geht es für uns Richtung Bukit Lawang, was am Rande zum Gunung Leuser Nationalpark liegt, dem Lebensraum der Orang-Utans auf Sumatra. Mit einem Public Bus, vergleichbar mit der Größe eines 9-Sitzers, fahren wir relativ unkomfortabel mit 22 weiteren Personen drei Stunden Richtung Dschungel. Dass drei weitere Personen auf dem Dach mitfahren, wäre in Deutschland auch eher ungewöhnlich. In Bukit Lawang angekommen, werden wir am Busbahnhof von Andy und Nasir, zwei Mitarbeitern unseres Guesthouses, abgeholt und via Scooter zu unserer Unterkunft gebracht. Da die letzten Tage der Ramadanferien sind, sind viele indonesische Touristen im Ort und verbringen die Zeit am Landak River, welcher den Ort durchfließt. Besonders beliebt bei den Locals: Rafting mit großen Reifen den Fluss hinab!


Am nächsten Morgen startet unser Abenteuer in den Dschungel, für zwei Tage inklusive Übernachtung streifen wir durch das Grün und halten Ausschau nach Urwaldbewohnern. Nasir und Andy sind unsere Guides, drei Deutsche und ein Luxemburger vervollständigen die Gruppe der Gefährten, die durch Mittelerde äh... Sumatra ziehen. Schon nach wenigen Metern stoppen wir und entdecken mit einer Waglers Lanzenotter eine wunderschöne Schlange, welche gerade in einem Busch schläft.


Weiter geht es durch eine Gummibaumplantage, in der mit Hilfe von Kokosnussschalen der begehrte Kautschuk gesammelt wird. Dann wird der Dschungel wieder dichter und wir begegnen einer Gruppe Thomas-Languren, eine Art, die nur im Gunung Leuser Nationalpark vorkommt. Besonders die funky Irokesenfrisur der Affen ist ein einzigartiges Erkennungsmerkmal.


Andy und Nasir wissen auch viel über die Pflanzen am Wegesrand und lassen uns verschiedene Blätter und Früchte probieren. Auch die bittere Rinde eines Chinarindenbaumes, welche für den Geschmack im Tonic Water sorgt, steht auf dem Speiseplan.

Dann ist die Aufregung groß, denn nicht weit von uns entfernt klettert eine Orang-Utan-Dame samt Baby durch die Baumkronen. Dass wir so bald bereits mit den "Menschen des Waldes", die wörtliche Übersetzung der Affen, in Berührung kommen, hätten wir nicht gedacht. Nur kurz danach begegnet uns ein weiteres Weibchen und lässt unsere Gruppe auf wenige Meter an sich heran.

Andy und Nasir versorgen uns auf unserem Weg bestens und haben in ihren Rucksäcken frische Früchte und für das Mittagessen Nasi Goreng dabei. Eine weitere besondere Entdeckung machen wir an einer Weggabelung, hier wartet ein riesiger Arguspfau. Mit diesem Tier hatten wir mitten im Dschungel überhaupt nicht gerechnet.


Insgesamt begegnen uns fünf weitere Orang-Utans und mehrere Makakengruppen, bis wir nachmittags an unserem Nachtlager an einem kleinen Bach ankommen. Dort können wir uns im erfrischenden Wasser von der anstrengend Wanderung erholen. Danach erwartet uns nach Einsetzen der Dunkelheit ein echtes Dschungeldinner, welches für uns frisch zubereitet wird.


Müde von den Anstrengungen schlafen wir bei der atemberaubenden Soundkulisse von Zikaden und Grillen bestens ein.

Am nächsten Morgen werden wir von einer frechen Bande von Makaken geweckt, die auf Essensreste des Vorabends hofft und dabei auch nicht davor Halt macht, Säcke im Camp zu durchsuchen. Nach einem leckeren Frühstück geht es für uns wieder bergab und -auf durch den Dschungel und wir entdecken an einem Baum eine Große Winkelkopfagame, die wie aus einer anderen Zeit wirkt.


Oben an einem der unzähligen Gipfel unserer Wanderung begegnen wir erneut einer Orang-Utan-Dame, die laut Andy auf den Namen Catherine hört. Sie hat wirklich gar keine Scheu und läuft wenige Meter vor uns seelenruhig durch den Dschungel. Als wir pausieren, lässt der Affe sich nur wenige Meter von uns entfernt nieder und mampft gemütlich schmackhafte Blätter. Bei näherer Betrachtung fallen uns ihre menschlich wirkenden Gesichtszüge auf, sodass sich die Verwandtschaft zu uns Menschen kaum leugnen lässt.



Dann trennt sich unsere Gruppe, für einen Teil geht es noch eine weitere Nacht in der Dschungel, wir und Tiago aus Luxemburg werden von Nasir zurück zum Landak River gebracht. Dort steht noch ein weiteres Highlight an, ein Raftingboot aus zusammen geschnürten Reifen bringt uns den Fluss hinunter nach Bukit Lawang. Der plötzlich einsetzende Starkregen sorgt dafür, dass wir von oben und unten nass werden. Dem unvergesslichen Erlebnis, einmal frei lebenden Orang-Utans zu begegnen und eine Nacht im Dschungel zu verbringen, tut dies natürlich keinen Abbruch.

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